Mehr als 1.000 m² Dichtung am Tag – Staudammsanierung am Pumpspeicherwerk Hohenwarte II: Kontrollierbare Dichtung aus Geokunststoffen

Der Damm des Pumpspeicherwerks Hohenwarte II bei Saalfeld/Thüringen wies nach über 50 Jahren Pumpspeicherbetrieb mit unzähligen Ein- und Abstauwechseln messbare und relativ hohe Durchsickerungsraten auf. Er hatte eine geneigte mineralische Dichtung, überdeckt von einer Filterschicht und einem Steindeckwerk. Betreiber und Planer entschieden sich für die Sanierung eines ca. 15.000 m² großen Bereiches der mineralischen Dichtung mit einer kontrollierbaren Dichtung aus Geokunststoffen.

Die Sanierung wurde in mehreren Etappen realisiert. Zuerst wurden das Deckwerk und die Filterschicht ausgebaut. Anschließend ließ man die bestehende Oberfläche der mineralischen Dichtung durch einen geringfügigen Auf- und Abtrag aufarbeiten und ebnen. Es folgte eine Nachverdichtung und die Aufbringung einer dünnen Sandschicht als Oberflächenverbesserung, so dass eine Stützschicht für die Geokunststoffkomponenten geschaffen wurde.

Im nächsten Schritt hob man einen Einbindungssporngraben in die mineralische Dichtung, einen Verankerungsgraben an der Dammkrone und einen Graben für das Sickerprisma aus. Die mit Drainsammelleitungen versehenen Sickerprismen wurden anschließend mit Drainkies verfüllt und die Drainmatte-Secudrain® 131 C WD 401 131 C von der Krone bis zum Sickerprisma verlegt.

Über die Drainmatte wurde die geosynthetische Tondichtungsbahn Bentofix® NSP 10300 a vom Sporngraben nach oben zum Verankerungsgraben verlegt. Der Sporngraben wurde mit einem hochwertigen Ton verfüllt und verdichtet. Die Bentofix® NSP 10300 a hat eine 50 cm Bentonitrandeinstreuung und ist somit im Überlappungsbereich selbstdichtend. Die Bentonitbahnen konfektionierte man längenmäßig so, dass sie ohne Querstöße verlegt werden konnten. Die Bentofix®- Verlegung erfolgte in den Monaten August und September mit einer mittleren Einbauleistung von mehr als 1.000 m² Dichtung am Tag.

Direkt auf die Bentofix® Dichtung kamen eine 30 cm mächtige Sandschutzschicht und eine weitere 20 cm dicke Schutz- und Filterschicht aus Altfiltermaterial. Anschließend erfolgte der Wiedereinbau der Steinschüttung als oberste Schicht. In dieser Weise wurde der Damm von der Krone bis ca. 8 m unter der Krone (Oberkante Einbindesporn) und – bezogen auf die Dammachse – auf ca. 600 m Länge mit geosynthetischen Tondichtungsbahnen gedichtet und so gleichzeitig ein kontrollierbares System geschaffen. Die Neigung der verlegten Geokunststoffe betrug ca. 1:2,8.

Mit den gewählten Geokunststoffen konnte also in kurzer Zeit eine kontrollierbare Dichtung realisiert werden, ohne in die bestehende Dammgeometrie einzugreifen. Zusätzlich ersparte man sich den sonst sehr arbeitsintensiven Einbau einer mindestens 50 cm dicken mineralischen Dichtung, die zu enormen Materialtransporten geführt hätte. Weitere Vorteile waren die kurze Einbaudauer und die Kostenersparnis dank Geokunststofflösung.

Wegen der enormen Beanspruchung der Dichtung durch den Pumpspeicherbetrieb wurde die Qualitätssicherung (QS) entsprechend dem strengen QS-System im Deponiebau gesichert. Das strenge Qualitätssystem, das mit dem Deponiebau verbunden ist, bestimmte die Arbeiten auf der Baustelle. Beim Einbau der Geokunststoffe wirkte auch die Fachverlegerfirma Enig GmbH mit. Die örtliche Bauüberwachung und ein zusätzlicher Sachverständiger waren ständig anwesend. Sie kontrollierten die Einhaltung der Bentofix® Verlegeanleitung: von der Anlieferung über die Zwischenlagerung und den Einbau bis zur Abdeckung. Mit zahlreichen Proben wies man die Einhaltung der Kennwerte nach. Seit Wieder-inbetriebnahme des Beckens im Oktober 2015 wurden bis heute nur kaum messbare Sickerwassermengen im Bereich der mit Geokunstoffen kontrollierbar hergestellten Dichtung festgestellt. Alle im Projekt geforderten Kennwerte und Zielvorgaben wurden deutlich übertroffen.