Hochwasserschutzkonzept in einem Erdfallgebiet
„Böse Sieben“ sicher abgedichtet
Der Name des kleinen Flusses westlich von Eisleben, Deutschland, lautet “Böse Sieben”. „Böse Sieben“ – der Name lässt schon erahnen, dass das kleine Flüsschen westlich von Eisleben nicht immer nur harmlos dahinrieselt. Hochwasser und seitliche Einsickerungen führten immer wieder zu Auswaschungen. In deren Folge entstanden Einbrüche, sogenannte Erdfälle, im karstigen Untergrund. Dank eines ganzheitlichen Geokunststoffkonzepts sorgen nun Schutzvliesstoffe, Geogitter, Drainagematten und Bentonitmatten für einen sicheren und dauerhaften Hochwasserschutz.
Bis ins 19. Jahrhundert hieß die „Böse Sieben“ noch Willerbach (= Wilder Bach), was aber nur ein anderer Name für das gleiche Phänomen war. Westlich der Lutherstadt Eisleben kommen mehrere Bächlein von den östlichen Harzausläufern herunter und münden in die „Böse Sieben“. Wenn es stark regnet, sammelt sich ihr Wasser schnell zu einem reißenden Fluss.
Hinzu kommt ein ausgesprochen karstiger Untergrund. Bis auf 1-2 m unter Gelände hinauf reicht ein Gipshorizont (Hauptanhydrit), der leicht auslaugt. Durch Wasserversickerungen aus dem Bach kommt es deshalb immer wieder zu Erdfällen und Böschungsabbrüchen. Nach Informationen des Landesamts für Geologie und Bergwesen Halle ist mit Erdfällen von bis zu 3 m Durchmesser zu rechnen.
Schon in den 80iger Jahren wurden deshalb zur schnelleren Ableitung und zur Überbrückung von Erdfällen 5 m lange Stahlhalbschalen eingebaut und aneinandergeschweißt. Sie bildeten ein 492 m langes Halbrohr. Doch wenn dessen Fassungsvermögen überschritten war, kam es zu Ausspülungen und Versickerungen seitlich der Stahlhalbschalen. Auch wurde der seitliche Wasserzutritt aus Quellen und wasserführenden Bodenschichten nicht mit den Halbschalen gefasst. Zudem war die ökologische Durchgängigkeit mit der glatten Stahlrinne nicht gegeben.
Ziel: Abgedichtetes Gewässerprofil
In den letzten Jahren nahmen die Erdfälle zu. Deswegen bestand für den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) akuter Handlungsbedarf. Ziel der aktuellen Baumaßnahme, die sich über das ganze Jahr 2021 hinzieht, ist, den Abfluss der „Böse Sieben“ bis zu einem Bemessungshochwasser HQ100 innerhalb eines abgedichteten Gewässerprofils sicherzustellen. Dabei werden die Stahlhalbschalen in ihrer Funktion als dichtendes Element durch nachhaltigere Materialien ersetzt. Eine Schüttung aus Wasserbausteinen sowie das Einspülen von Sohlsubstrat stellen auch die ökologische Durchgängigkeit zu dem naturnahen Zustand oberhalb und unterhalb des 657 m langen Ausbauabschnitts wieder her.
Einzige Lösung: Geokunststoffe
Frühzeitig war klar, dass nur eine geotextile Lösung alle Anforderungen optimal erfüllen konnte. Naue wurde daher vom verantwortlichen Planungsbüro, der Ingenieurgemeinschaft WTU GmbH, bereits beim Planungsprozess miteinbezogen. Der entscheidende Vorteil von Geokunststoffen in diesem Zusammenhang ist ihre leichte Bauweise. Die umfangreichen Anforderungen mit Abdichtung, Bewehrung und Drainage wären mit mineralischen Materialien in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen nicht realisierbar gewesen. Der Aufbau wäre zu hoch geworden. Außerdem wäre der Einbau von Schüttgütern, allein von der räumlichen Situation her, nur sehr aufwendig zu bewerkstelligen gewesen. Mit Geokunststoffen hingegen werden Hunderte von Quadratmetern Material in Rollen auf einer minimalen Anzahl von Lastwagen zur Baustelle geliefert (im Vergleich zu den Hunderten von Lastwagen, die für die Anlieferung mineralischer Abdichtungselemente erforderlich gewesen wären). Die geosynthetische Lösung ist ökologischer und wesentlich kostengünstiger als ein zusätzlicher Bodenaushub, der Transport und der Einbau einer herkömmlichen mineralischen Abdichtung.
Ergebnis der Planung war der Einsatz von vier verschiedenen Geokunststoffen:
Der Aufbau des Grabenpofils mit Geokunststoffen